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Das alte Schätzchen als E-Auto: Selbstgemacht oder vom Spezialisten

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Die Autoindustrie lässt sich Zeit mit der Entwicklung eines alltagstauglichen, bezahlbaren Elektroautos. Wer darauf nicht warten will und selbst Handwerker ist, erledigt das in eigener Regie. Oder er vertraut auf Fachfirmen, die sich darauf spezialisiert haben, bestimmte Modelle mit Verbrennungsmotor zum Elektromobil umzurüsten. Das macht allerdings keinen Sinn bei Fahrzeugen, die es bereits als Serienmodelle mit Elektroantrieb gibt. Bekannte Beispiele dafür sind der VW Golf oder ein Mercedes der B-Klasse. Nein: Die Umrüstung lohnt sich beim alten Schätzchen, dem der Besitzer schon seit Jahrzehnten die Treue hält: Klassiker dafür sind die Ente, also der Citroen 2 CV und der VW-Käfer. Und wer richtig „schocken“ will, baut Motorrad oder Vespa, Trabbi oder den Porsche 911 auf Elektroantrieb um. Wer elektrisch fährt, hat keine Aufwendungen mehr für Ölwechsel, Zündkerzen, Zahnriemenwechsel und Auspuffreparatur.

Eigenhändig, mit Komponenten-Set oder vom Umrüster

Eines vorweg: Die eigenhändige Umrüstung eines klassischen Verbrennungsmotor-Autos auf Elektroantrieb kostet Zeit, Nerven und Geld. Es handelt sich um ein Hobby, für das Interesse und Geduld erforderlich sind. Mechaniker und erfahrene Hobby-Handwerker können es ebenso wie Elektrotechniker und Maschinenbau-Studenten. Sie haben die Wahl, sich alle Teile selbst zusammenzusuchen oder auf eine etwas bequemere aber teurere Variante zurückzugreifen: Für bestimmte Fahrzeuge gibt es Umrüstskits zu kaufen. Hierbei handelt es sich um ein Komponenten-Set, bei dem alle Teile aufeinander abgestimmt sind, die es für die Umrüstung zum E-Mobil braucht. Wer den Wunsch hat, das alte Schätzchen zum Elektromobil zu machen aber nicht das Wissen und Geschick dafür, vertraut sich einem Umrüster an. Diese Spezialfirmen gibt es inzwischen, sie besitzen Erfahrung ebenso wie aufeinander abgestimmte Bauteile. Allerdings sind sie die teuerste Möglichkeit für den Umbau zum E-Mobil. Diese Fachleute machen keine prinzipiellen Fehler mehr, bieten Beratung und Service ebenso an wie die Abrechnung durch Ratenzahlung.

Zulassung, Genehmigung und Teilfinanzierung

Eines zu wissen ist ganz wichtig: Die Umrüstung zu einem Elektroauto enthält einiges an Gefahrenpotenzial! Das zeigt sich unter anderem an der Zahl der Vorschriften und Prüfungen, die der Gesetzgeber dafür anordnet. Vorgeschrieben ist zum Beispiel nach dem Umbau eine elektromagnetische Verträglichkeitsprüfung, sie kann bis zu 5000 Euro kosten. Erforderlich sind auch ein TÜV-Gutachten für cirka 1000 Euro beziehungsweise die Einzelgenehmigung (ab 150 Euro). Damit man sein Auto nicht auf halber Stecke liegen lassen muss, kann man sich als Zwischenfinanzierung einen Autokredit in geringer Höhe nehmen. Damit sind die Kosten für den TÜV oder den Gutachter gedeckt. Eine Voraussage über die Kosten der Umrüstung ist schwer, zu viele Faktoren spielen dabei eine Rolle: Fahrzeug, Leistungen von Motor und Ladegerät sowie die Akkugröße. Im Prinzip ist aber fast jedes Serienauto auf Elektroantrieb umrüstbar, egal ob für lange oder kurze Reichweiten.

Kompromiss zwischen Reichweite und Gewicht

Die Komponenten für die Umrüstung auf Elektroantrieb besitzen einen großen Umfang. Sie umfassen unter anderem:

– Wechselstrom-Elektromotor
– spezielle Kabel mit großem Querschnitt
– Batteriemanagement-System
– Akkus, sie bestehen üblicherweise aus LiFePo4 oder Li-Ion
– On Board Ladegerät
– Pumpe für die Servolenkung
– Vakuumpumpe für den Bremskraftverstärker.

Einige Quellen empfehlen, auf Servolenkung und Automatikgetriebe zu verzichten. Ein Elektroantrieb benötigt prinzipiell überhaupt kein Getriebe, die Servolenkung ist nur aufwendig anschließbar. Prinzipiell aber lautet das Ziel, Technik und Komfort des klassischen Verbrennungsmotor-Autos komplett auf das elektrisch betriebene Fahrzeug zu übertragen. Entscheidend ist dabei die Größe der Akkus: Sie bilden einen Kompromiss zwischen Gewicht und Reichweite. Dabei spielen das zulässige Gesamtgewicht des Autos und der technische Zustand eine wichtige Rolle: Die tragenden Teile sollten in einem guten Zustand sein für den Umbau zum E-Antrieb. Es gibt inzwischen E-Serienfahrzeuge mit einer Reichweite von 500 Kilometer (km) und mehr: zum Beispiel den Tesla Model S, mit 90 kWh – doch die Regel ist das nicht. Das Elektroauto mit 22 kWh überwiegt, das eine Reichweite von 150 km besitzt. Auch für das Tanken ist mehr Zeit einzukalkulieren im Vergleich zum Verbrennungsmotor: Eine gute Gleichstrom-Ladestation füllt innerhalb von 30 Minuten 80 Prozent das Akkustands wieder auf.